Mit Koalas und Wallabys auf Augenhöhe

Mit Koalas und Wallabys auf Augenhöhe

Magnetic Island – die magnetische Insel – hat ihren Namen vom englischen Entdecker James Cook erhalten. Als er in der «Endeavour» im Jahr 1770 an der Insel vorbeisegelte, spielte sein Kompass verrückt und er dachte, dass die Insel diesen durch magnetisches Gestein störte. Dass er sich irrte, wurde später erwiesen, den Namen behielt die Insel jedoch. Magnetisch wirkt sie heute vor allem auf Touristen und Tierliebhaber. Damit werben auch die Tourveranstalter, die Bilder von Touristen zeigen, die Koalas knuddeln. Die 50 Dollar für den Teddy-Tourismus kann man sich jedoch sparen: Man kann die süssen Beuteltiere (nebst Koalas auch Wallabys und Kängurus) auf Magnetic Island in freier Wildbahn beobachten.
Die Insel ist von Townsville aus mit der Passagier-Fähre in 25 Minuten zu erreichen. Sie verkehrt mehrmals täglich und man könnte die Insel in einem Tag besuchen, es empfiehlt sich aber sehr, hier zu übernachten. Wer mit dem eigenen Auto oder dem Campervan anreist, kann die Autofähre nehmen.

Auf der Fähre kurz vor 16 Uhr sind viele Schüler. Sie leben auf der Insel, gehen aber in Townsville zur Schule. «Ich hasse das Leben auf der Insel, ich hasse Fischen und ich hasse es, Fisch essen zu müssen!» Die Schülerin, neben die ich mich gesetzt habe, hat eine klare Meinung über ihren Wohnort. Ich kann mir vorstellen, dass es einem mit der Zeit hier langweilig werden kann, besonders als Teenager. Aber für mich ist die Insel ein Paradies. Der Bus fährt über die kurvige Strasse von Nelly Bay, wo die Fähre angelegt hat, nach Horseshoe Bay am nördlichen Ende der Insel. Diese Bucht hat ihren Namen wegen ihrer Form erhalten, die an ein Hufeisen erinnert. Das YHA (International Youth Hostel) liegt direkt neben dem Koalasanctuary. In einer idyllischen Holzhütte werde ich die nächsten drei Nächte schlafen.

Die Koalas möchte ich lieber in freier Wildbahn beobachten als in einem zooartigen Sanctuary, durch das drei Mal täglich Touristen geführt werden. Ich mache mich also am Morgen auf zum Forts Walk. Dieser führt zu einem Fort, das aus dem Zweiten Weltkrieg stammt. Die Australier hatten hier einen Wachposten eingerichtet, um die Küste überblicken und gegen die Japaner sichern zu können. Heute bieten die Überreste des Forts eine fantastische Aussicht auf die umliegenden kleinen Buchten der Insel. Im Wald ragen überall Felsen hervor, die teils bizarre, teils witzige Formen haben.

In der Nähe des Forts Walks mahnt ein Schild Autofahrer zur Vorsicht.
Vom Fort hat man eine tolle Aussicht auf die Buchten und Strände.

Um die Koalas zu entdecken, braucht man geübte Augen. Oder man fragt Touristen, die bereits auf dem Rückweg sind. Ich bekomme den Tipp, ein paar Schritte in den Wald zu gehen. Und da sitzt ein Koala in einer Astgabel und schläft. Es ist kein Eukalyptusbaum, den er sich dafür ausgesucht hat. Ich kann sehr nah rangehen, um das Beuteltier zu fotografieren.
Plötzlich höre ich ein Quieken. Von einem anderen Baum klettert ein Koalababy herunter. Was für ein Glück, dass ich das beobachten darf. Schnell mache ich den Weg zwischen dem Kleinen und der schlafenden Mutter frei, die nun aufwacht, als das Baby abermals ruft. Die Mutter klettert von ihrem Schlafplatz und wartet am Boden, bis das Kleine bei ihr ist und lässt es auf ihren Rücken klettern. Dann geht’s wieder zum Schlafen auf den Baum, denn Koalas verbringen etwa 20 Stunden pro Tag schlafend.

Koalas verbringen etwa 20 Stunden pro Tag schlafend.
Das Koalababy klettert vom Baum.

Fussballrasen zum Abendessen
Abends werden die Wallabys aktiv. Auch sie sind in Freiheit zu beobachten. Man braucht dafür nur zum Fussballfeld zu gehen, das wenige Minuten von der Horseshoe Bay entfernt ist. Das ganze Feld ist voller Wallaby-Kot: ovale, etwa zwei Zentimeter lange Klümpchen. Mit der Dämmerung wagen sich die scheuen Tiere aus dem Wald zum Fressen auf das Grasfeld. Es sind bestimmt 80 Wallabys, darunter auch das eine oder andere Känguru. Langsam wage ich mich näher. Sie lassen mich bis auf etwa 50 Meter herankommen, doch sie zu fotografieren ist im Dämmerlicht nicht einfach. Wachsam mustern sie mich. Doch dann schrecken andere Fussgänger die Tiere auf und sie hüpfen zurück in den Schutz des Waldes.

Die Wallabys fressen vom Fussballrasen.

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