Manchmal braucht es nur eine Rutschbahn und eine Schaukel für einen perfekten Tag

Manchmal braucht es nur eine Rutschbahn und eine Schaukel für einen perfekten Tag

San Cristóbal de las Casas im mexikanischen Bundesstaat Chiapas liegt auf 2200 Metern über Meer und hat einiges zu bieten. Etwa den Cañon del Sumidero, dessen Entstehung vor etwa 35 Millionen Jahren begann. An der tiefsten Stelle der Schlucht sind die Felswände 1000 Meter hoch. Den Fluss Rio Grijalva kann man per Boot erkunden und Krokodile, Vögel und mit etwas Glück Affen entdecken. Einige Touren führen auch zu den verschiedenen Aussichtspunkten, von denen man auf den Cañon hinunterblicken kann. Dieser Anblick ist fast noch majestätischer als vom Boot aus gesehen.

Wir konnten ein Krokodil beim Fressen beobachten.
Der majestätische Canyon ist vor rund 35 Millionen Jahren entstanden.

Und obwohl San Cristóbal viele solche Naturwunder hat, war einer der schönsten Tage, den ich hier erleben durfte, ein Ausflug zu den Grutas de Rancho Nuevo. Der Park mit einer Höhle liegt etwa 10 Kilometer südlich von San Cristóbal de las Casas. Man erreicht ihn mit einem Colectivo, einem Minivan, der für wenige Pesos Passagiere transportiert.
Ich fahre mit Paco und Romain dahin, zwei jungen Männern, die ich auf einer Free Walking Tour durch San Cristóbal kennen gelernt habe. Paco ist aus Mexiko Stadt und Romain aus Lausanne.
Als erstes sehen wir uns die Höhle an, die zugebenermassen nicht zu den spektakulärsten Tropfsteinhöhlen gehört. Immer wieder begegnen uns Kinder, die Touristen durch die Höhle führen und in einem monotonen Singsang, ähnlich der Litanei eines Priesters, mitteilen, was die Felsformationen darstellen könnten.

Die Tropfsteinhöhle im Park von Rancho Nuevo.

Wieder am Tageslicht machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt, der diesen Namen eigentlich nicht verdient. Es ist der höchste Punkt im Park, den man etwa nach acht Minuten Fussmarsch erreicht. Von hier kann man entweder per Zipline zur anderen Seite des Parks sausen oder man geht noch etwas weiter und kommt zu einer langen, steinernen Rutschbahn. Wir sehen uns an und wissen, zu Fuss den Hügel hinunter gehen, werden wir bestimmt nicht. Wir stellen uns in die Reihe mit den Kindern und vergessen, dass wir erwachsen sind. Auf Pacos Vorschlag hin machen wir ein Rennen. Die erste Runde gewinne ich. Bei der nächsten Runde rutschen wir auf leeren, plattgedrückten PET-Flaschen. Und bei dieser Runde habe ich keine Chance mehr gegen die Männer.

Nach einer weiteren Verlustrunde für mich, gehen wir eine Station weiter: zu den Schaukeln. Die quietschen so laut, dass es in den Ohren weh tut, aber das stört uns nicht. Wir schaukeln immer höher und quietschen um die Wette. Es ist ein tolles Gefühl von Freiheit, den Wind in den Haaren zu spüren. Ich schaukle, bis mir schwindlig wird.
Danach setzen wir uns in die Wiese unter Pinien und erzählen uns von unseren Reiseerlebnissen. Romain erzählt, wie er praktisch ohne Geld durch Australien getrampt ist und in der Hitze als Erntehelfer gearbeitet hat. Paco erzählt von seinem Trek auf den Machu Pichu. In diesem Moment brauchen wir keine Touristenattraktionen. Wir geniessen einfach unsere Gesellschaft an einem sonnigen Tag im Park.

„Tha Gang“ wie Paco (vorne) uns betitelt hat.

Manchmal ist Reisen besser, wenn man nicht eine Sehenswürdigkeit nach der andern abklappert. Manchmal ist es wichtiger, mit WEM man unterwegs ist. Und manchmal ist es einfach schön, wieder ein Kind zu sein. Danke an Paco und Romain für einen wunderbaren Tag.

Ein Gedanke zu „Manchmal braucht es nur eine Rutschbahn und eine Schaukel für einen perfekten Tag

  1. Liebe Mirjam. Also jetzt Mexico.
    Ich bin total bei dir, irgendwann auf den Reisen werden Natur und Sehenswürdigkeiten zur Nebensache und die Begegnungen, die man hat, rücken in den Vordergrund und sind das was bleibend in Erinnerung bleibt.
    Pass gut auf dich auf!
    Lg aus Köln

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