Von Kalaw zum Inle-See – wandernd zur nächsten Weltreise-Destination

Von Kalaw zum Inle-See – wandernd zur nächsten Weltreise-Destination

Rund 40 Kilometer und mehrere Hügel liegen zwischen Kalaw im südlichen Shan-Staat und dem Inle-See. Diese werde ich wandernd zurücklegen, ich habe eine zweitägige Trekkingtour bei Uncle Sam gebucht. Er war einer der Ersten, die diese Tour angeboten haben, heute gibt es in Kalaw eine Trekkingagentur an der nächsten.

Unser Guide ist Shelley, sie begleitet mich und vier andere Frauen durch die Berge. Bevor es los geht, streichen wir uns Thanaka auf Wangen, Nase und Kinn. Die Creme wird aus der Rinde des Thanaka-Baums gewonnen. In Myanmar hat fast jede Frau die Paste im Gesicht. Sie dient als Sonnenschutz und kühlt an heissen Tagen. Die Tour führt vorbei an Feldern mit Sesamblüten, aus dessen Kernen Öl gewonnen wird, mit Chili und bereits geerntetem Reis. Auch Senf wird hier angepflanzt. Momentan ist die Erntezeit für die Chili, die roten Schoten, die überall zum Trocknen ausgelegt werden, leuchten uns schon von weitem entgegen. Am späten Nachmittag erreichen wir unsere Unterkunft für die Nacht: ein Homestay bei einer Familie. Das Dorf hat etwa 500 Einwohner. Die meisten leben in einfachen Bambushütten, dazwischen stehen aber auch neuere Häuser aus Stein mit Scheiben in den Fenstern, die dank des Trekkingtourismus’ gebaut werden konnten. Die Nächte in den Bergen sind kalt, aber mit drei Decken ist mir warm genug. Am Morgen zeigt das Thermometer 6 Grad an und während wir aufs Frühstück warten, stellen wir uns ums Feuer aus Maiskolbenresten und Holz.

Der Weg führt durch eine schöne Landschaft, links sieht man zum Trocknen ausgelegte Chilischoten zwischen den Bäumen.
Etwas wackelig, aber die Brücke hält.
Vor dem Abendessen spiele ich mit den Kindern.

Der zweite Tag führt uns über eine zweite Hügelkette zum Inle-See. Hier werden wir von einem Longtailboat abgeholt und nach Nyaungshwe gefahren, der Stadt, in der sich die meisten Unterkünfte befinden. Hier gibt es nebst der Bootstour über den See, für die die meisten Touristen herkommen, noch viel mehr zu entdecken. Natürlich gehört die Bootsfahrt dazu. Ich mache sogar eine zum Sonnenaufgang und am nächsten Tag eine zum Sonnenuntergang. Faszinierend finde ich zu sehen, wie die Menschen am und auf dem Wasser leben. Es gibt Dörfer wie etwa Ywama, die auf dem See liegen. Die Häuser sind auf Stelzen gebaut. Es gibt sogar einen roten schwimmenden Briefkasten, wobei der wohl eher für die Touristen als Fotosujet gedacht ist, er ist nämlich auf Englisch angeschrieben. Die Bewohner verwenden das Wasser, um sich zu waschen, Stege werden dabei zu Freiluftbadezimmern, wo sich die Leute in Longyis gehüllt mit dem in Eimer gefüllten Seewasser duschen. Sie waschen auch die Kleider am See und ziehen das Wasser Eimerweise an Seilen in die Häuser, wo sie es vermutlich auch zum Kochen verwenden.

Am Inle-See gibt es zwei Arten von Fischern: Die echten, die Fische fangen und die falschen, die eigentlich Fotomodells für die Touristen sind und auf einem Bein balancierend einen Korb in die Höhe halten. Der Balanceakt hat seinen Ursprung bei den echten Fischern gefunden: Auch diese stehen nur auf einem Bein am Ende des Bootes, weil sie mit dem anderen Bein rudern müssen. Die Hände brauchen sie, um das Netz einzuholen und die darin gefangenen Fische ins Boot zu werfen.

Jeden Tag auf dem See: Ein Fischer holt sein Netz ein und rudert mit dem Bein.
Ein Fotomodell-Fischer posiert für das perfekte Touristenbild.

Die Region um den Inle-See hat mehr zu bieten als nur die Bootstouren. Das Teakholzkloster Shwe Yaungwhe Kyaung ist vermutlich das meistfotografierte Kloster Nyaungshwes und befindet sich nur zehn Fahrradminuten nördlich der Stadt. Hier werden Mönchsnovizen ausgebildet. Am Morgen meines Besuchs haben die jungen Mönche aber keine Lust zu lernen. Sie machen lieber Fotos mit mir und posieren für mich in den ovalen Fenstern.

Posieren statt lernen: Mönchsnovizen im Shwe Yaungwhe Kyaung.

Ein Geheimtipp in Nyaungshwe ist der Besuch des Marionettentheaters Aung Traditional Puppet Show. Das Marionettentheater ist eine burmesische Tradition, die ihren Höhepunkt im 18. und 19. Jahrhundert hatte. Es ist ein kleines Hinterhoftheater, das umso mehr Charme hat. Wir sitzen zu viert auf zwei Bänken, vor uns je einen Tisch mit dem traditionellen Grüntee. Der Besitzer namens Aung führt das Familientheater bereits in vierter Generation. Die Puppen hat sein Grossvater angefertigt. Aung ist ein passionierter Marionettenspieler, der die Puppen tanzen lässt und selbst hinter der Bühne mittanzt. Ohne dass sich die Fäden je verheddern lässt er die Figuren Kapriolen ausführen und sogar einen Salto machen. Die halbe Stunde gibt einen kulturellen Einblick in die burmesische Tradition zur Zeit der Könige.

Eine der Marionetten tanzt mit einem Fussball.
Aung führt das Theater bereits in vierter Generation und lässt jeden Abend die Marionetten tanzen.

2 Gedanken zu „Von Kalaw zum Inle-See – wandernd zur nächsten Weltreise-Destination

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